Neues zum Malkasten
Die Kündigung meiner Mitgliedschaft ist rechtswidrig.
Hier die Begründung
Der Jacobi-Garten
Ein gartenhistorischer Überblick
Von den Wiesengründen und Gärten, die sich bis ins 20. Jahrhundert hinein entlang der einst frei mäandernden Düssel zeigten, haben sich allein zwei erhalten: Der als öffentliche Promenade angelegte "Neue Hofgarten" und der private Jacobi-Garten.
Die Anfänge der "alten Pempelforter Gärten" am nördlichen Düssellauf liegen im frühen 18. Jahrhundert als Georg Christoph Fahlmer, in dessen Nachfolge sein Schwiegersohn Johann Conrad Jacobi nach und nach mehrere Parzellen entlang der Düssel erwarben.
Während Johann Conrad Jacobi sein Landgut in regelmäßigen Formen nach französischen Vorbildern anlegen liess (Nicolas des Pigage wird als Gartenarchitekt oder Berater genannt), wählte sein Sohn Friedrich Heinrich, gen. Fritz Jacobi (1743-1819) einen Sonderweg. Nachdem sein Vater aufgrund eines chronischen Nervenleidens in Schwermut verfiel, übernahm sein Sohn Fritz ab 1788 das Landgut in Pempelfort und schuf es nach seinem literarischen Vorbild Rousseau zu einer ferme ornée um.
In die Lebenszeit der Jacobis fällt somit die für die Geschichte der Gartenkunst aufschlußreiche Umbruchphase vom barocken Garten zum Landschaftspark, ein Stil- und Geschmackswandel, der auch "Gartenrevolution" genannt wird. Dieser Wandel des Geschmacks vollzog sich vor dem Hintergrund der politischen Umbruchsituation vom Absolutismus zur aufgeklärten Bürgergesellschaft mit der Französischen Revolution als Kulminationspunkt. Entsprechend der zugespitzten politischen Formel „Freiheit statt Absolutismus“ sollte die Gartenkunst bald Ausdruck und Bekenntnis entweder der regelmäßig-französischen oder der landschaftlich-englischen Richtung werden.
Fritz Jacobi, Düsseldorfer Kaufmannssohn, Freimaurer, homme des lettres, Dilettant in allen Fragen der Kunst und des Lebens bezieht schriftstellerisch (Der Kunstgarten, 1781) und ab 1790 auch als Gartengestalter in dieser leidenschaftlich geführten Diskussion Stellung. Der Garten in Pempelfort wird Ausdruck seiner Auseinandersetzung mit Jean-Jacques Rousseau (1712 - 78). Besonders der versteckte Garten der Romanheldin Julie, wie ihn Rousseaus in seinem Briefroman Julie où la Nouvelle Héloise (1761) eindrucksvoll beschreibt, dient Jacobi zur Vorlage für sein eigenes Landgut. So wird der Jacobi´sche Garten an der Düssel zu einem frühen Beispiel der Rousseaubegeisterung in Deutschland.
Julies abgeschlossenes Elysium besteht aus einem höher gelegenen, ebenen Gelände, wo alte Obstbäume stehen, es senkt sich nach einem Auental, wo Blumen sprießen und die Vögel wohnen. Hier schlängelt sich ein Bach, von mehreren kleinen Wasserläufen gespeist, zwischen zwei Reihen alter Kopfweiden hindurch, um in ein Bassin zu münden. Dahinter erhebt sich als Abschluß ein Hügel, der so mit Bäumen und Büschen verschiedener Höhe bepflanzt ist, daß ihre Wipfel eine fast horizontale Fläche bilden. - Eine Beschreibung, die Jacobi als Vorlage für die Umgestaltung des eigenen Landgut in Pempelfort nahm. Wie Julies versteckter Obstgarten zu einer Musterwirtschaft gehört, so verwandelt Jacobi das Pempelforter Landgut in eine versteckt liegende ferme ornée. Lust und Nutzen werden hier im Sinne Rousseaus´ Vorstellung eines Lebens näher an der Natur miteinander versöhnt und zugleich zu einer literarisch vermittelten, dem antiken Geist entsprechenden pastoralen Idylle aufgewertet, in der das Leben auf dem Land romantisch verklärt erlebt wird. Die Idee, die vorhandenen landwirtschaftlichen Bereiche als Teil des Gartens zu behandeln, verband sich mit Horaz´
Forderung an die Dichter: utile dulci – Die Kunst bestehe gerade darin, das Nützliche und das Schöne zu verbinden. Jacobi scheute keinen Aufwand, den Lauf der Düssel zu verlegen, um Platz für einen großen Küchen- und Blumengarten im östlichen gelegenen Bereich zu gewinnen, er legte einen Obstgarten an, ebenso wie einen Hesperidenhain mit Zitronen und Pomeranzen an, ließ die noch von seinem Vater errichtete Orangerie erneuern und schmückte sein Landgut mit einen Turm, einer Grotte und einer gotisches Fabrique. Kuhstall, Hühnerhof fanden ebenso Platz wie Rasenrondell mit Baum- und Blumengruppen. Die Erträge, in manchen Jahren auch Flußkrebse, wurden in der Stadt zum Verkauf angeboten und sicherten den Jacobis einen Teil des Lebensunterhalts.
Kulturhistorische Bedeutung erlangte der Garten vor allem in der Zeit des Literaten und Popularphilosophen Fritz Jacobi. Als "Pempelforter Musenhof" wurde er im literarischen Deutschland im späten 18. Jahrhundert bekannt. Wieland, Goethe, Hamann, Herder, Alexander und Wilhelm von Humboldt, Georg Forster und weitere bedeutende Mitglieder der deutschen Aufklärungsgesellschaft weilten bei Jacobi zu Besuch.
Einen Landschaftsgarten läßt erst Jacobis Sohn Georg Arnold (unter Beratung durch Joseph Clemens Wehye) ab 1826 entstehen.
Der Jacobi-Garten hat sich in seiner Substanz erhalten. Seine wesentlichen Bestandteile: Die Grundstücksgröße (wenn auch in den Zeiten und Epochen variierend) von heute 26.776 qm. Die Nord-Süd Ausrichtung der großen Gartenachse, mit dem großen Bassin (Venusteich) als Abschluß. Der durch diesen Garten mäandernde Lauf der Düssel - es ist das einzige Teilstück der Düssel , das noch einen mehr oder weniger natürlichen Bachlauf in Düsseldorf zeigt. Das Landhaus (heute Jacobihaus) selbst (bei der Nachkriegsrenovierung vor allem im Inneren stark verändert).
Der Jacobi-Garten ist die älteste Gartenanlage, die sich in Düsseldorf erhalten hat. Dem Garten kommt als einem frühen und eigenständigen Beitrag zur Entwicklung der bürgerlichen Gartenkultur in Deutschland ein hoher kunsthistorischer Rang zu. Seit über 280 Jahren befindet sich der Garten in privater Hand, seit 1848 unter Aufsicht des Regierungspräsidenten Düsseldorf. Seit 1982 stehen das Jacobihaus und der Jacobigarten unter Denkmalschutz.
Gartendenkmalpflege stand nicht immer hoch im Kurs als des Künstlervereins Malkasten, als er das Gelände 1861 übernahm und den Garten zuvörderst für seine Redouten und Künstlerfeste nutzte. Doch ist es das große Verdienst des Künstlervereins, diesen Garten bis heute in seiner Gänze erhalten zu haben. In der Nazizeit (1933) wurde ein 700 qm großes Teilstück des hinteren Gartens enteignet und an die Stadt Düsseldorf abgetreten. Es fiel der Verbreiterung der Pempelforter Straße auf 60 Meter Breite zum Opfer. Wie nur zehn Jahre später der gesamte Garten und das Vereinshaus von 1867 (Louis Blanc) durch Brandbomben. In den frühen fünfziger Jahren kam es zum Komplettabriß des hist. Vereinsgebäudes unter Helmut Hentrich. Es wurde durch einen Neubau ersetzt, der das Jacobihaus nur mehr als ein Beigebäude erscheinen läßt. Auch der Garten erfuhr 1954 im Zuge dieser Nachkriegsmodernisierung eine vereinfachende Überarbeitung durch den Gartenarchitekten Roland Weber.
Die Beziehungen des Jacobi-Gartens zum angrenzenden Hofgarten sind zahlreich. Drei Bezüge seien hier genannt. Die Düssel verbindet beide Gärten. Die illustren Gäste Jacobis, Literaten, Philosophen und Reisende zumal, schritten plaudernd und lebhaft diskutierend über die Hofgartenpromenade in die Stadt mit dem Ziel der berühmten kurfürstlichen Gemäldegalerie, wie vielfach bezeugt ist.
Die bürgerliche Öffentlichkeit erhielt in den beiden Gärten eine frühe Bühne. Der Hofgarten wurde 1769 „zur Lust der Einwohnerschaft“ als einer der ersten öffentlichen Gärten überhaupt angelegt, während der Jacobi-Garten eher ein privater Rückzugsort blieb. Der freie, unzensierte Austausch von Meinungen und Ansichten konnte in den Gärten erprobt werden. Beide Gärten aus dem 18. Jahrhundert stellen sich wie zwei Seiten einer Medaille dar. Die Medaille heißt: Formierung der Öffentlichkeit. Die Gartenkunst spielt bei dieser Entwicklung tatsächlich eine bedeutende Rolle.
Phasen in der Entwicklung des Jacobi-Gartens
1742 bis ca.1788 Landgut, barocke Anlage - Gartenbesitz Johann Conrad Jacobi
1790 bis ca.1794 ferme ornée - Friedrich Heinrich Jacobi
1830 bis ca.1845 Landschaftsgarten - Georg Arnold Jacobi
1861 bis ca.1939 Landschaftsgarten - Künstlerverein Malkasten
1954 bis heute Gesellschaftsgarten - Künstlerverein Malkasten